Richard Haizmann

* 1895 in Villingen bis † 1963

Biographie: Richard Haizmann wurde am 18. Oktober 1895 in Villingen, Baden geboren. Er war ein deutscher Maler, Bildhauer, Keramiker und Holzschneider. Seine familiäre Herkunft war tief religiös, was ihn auch künstlerisch prägte. Die Kindheit verbrachte er in Rottweil und meldete sich nach dem Besuch des Gymnasiums 1914 freiwillig zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg, der für ihn mit der Gefangenschaft 1917 endete. Im Offizierslager Fort Barraux lernte er den Sammler und Kunsthändler Herbert v. Garvens-Garvensburg kennen. Eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten in Rottweil brach er ab. Stattdessen ging er 1920 zu seinem väterlichen Freund Herbert v. Garvens nach Hannover-Herrenhausen, um Kunsthändler zu werden. Ende 1922 machte er sich in Hamburg mit einer kleinen Kunstgalerie, dem Graphischen Kabinett, selbstständig und stellte zunächst Van Gogh und später auch Emil Nolde (Aquarelle und Druckgrafik) sowie Gustav H. Wolff aus. Er hatte Ausstellungen, die nicht nur in Hamburg beachtet wurden. Eine Begegnung mit Max Sauerlandt, Direktor des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe, der seine erste Ausstellung besuchte und später sein Mentor und Mäzen wurde, war für ihn ein Wendepunkt. Auf sein Anraten und dem des anthroposophisch orientierten Malers und Schriftstellers Karl Ballmers fing er an, einen eigenen künstlerischen Weg zu suchen. Ein Gedanke, der ihn bereits seit geraumer Zeit umtrieb. Zunächst begann er als Maler, später widmete er sich mehr der Bildhauerei und Keramik. Richard Haizmann hatte keine klassische künstlerische Ausbildung. Er schöpfte aus der Intuition, seinem christlichen Verständnis und seiner natürlichen Begabung. Sein Ziel war es, Kunst zu schaffen – in Verbindung von Körper und Geist im anthroposophischen Sinne sowie nach der katholischen Lehre und Überlieferung. Er suchte und fand im Herbst 1924 in seiner Ölmalerei, seinen Aquarellen und Zeichnungen und auch schon in seinem plastischen Werk seine ganz eigene Form. Seinen Kunsthandel gab er 1924 auf, um ganz für seine eigene Kunst zu leben und er verkaufte seine Kunstgalerie noch im gleichen Jahr. Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg kaufte im Herbst 1924 Arbeiten an und der Kunsthändler Lüders stellte ihn aus. Seine ersten größeren Ausstellungen hatte er 1925 in Hamburg und Berlin. Auch die „Juryfreie“ in Hamburg nahm einige seiner Werke an. Die Kritik war eher ablehnend. Aber das Hamburger Fremdenblatt schrieb: „Es sind seltsame Phänomene, diese Gestaltungen, bei denen jedes Material, sei es Graphik oder Plastik, in höchster Feinfühligkeit behandelt wurde … man kann gespannt sein, wohin der Weg dieses Künstlers führen wird …“ Der akademische Kunstbetrieb der Landeskunstschule Hamburg lehnte ihn zumindest teilweise ab. Im Mai 1926 zeigte das Museum für Kunst und Gewerbe in einer Ausstellung seine frühen Arbeiten. Große Beachtung fand auch seine große Tierplastik Katze, die auf der Europäischen Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle gezeigt wurde. Richard Haizmann begann sich als Künstler zu etablieren. Im Winter 1927 arbeitete er für Hamburg an großen Kupferplatten für Brunnen in Vorhallen Hamburger Schulen, an der Gestaltung des Brückengeländers am Isebekkanal am Eppendorfer Baum sowie für den Großauftrag einer Brunnenfigur für den Kinderspielplatz an der Humboldtstraße. Eine Edvard-Munch-Ausstellung der Galerie Commeter 1930, in der er sein Keramik-Werk präsentieren konnte, brachte ihm den endgültigen Durchbruch. Bis 1933 nahm er an nationalen und internationalen Ausstellungen teil und wurde von Museen angekauft. Private Kunstsammler hielten ihm auch danach noch die Treue wie das Sammlerehepaar Walter und Maria Bamberger, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Er verstarb am 30. April 1963 in Niebüll, Nordfriesland, Schleswig-Holstein.

NS-Zeit: Nach dem Tod seines Mentors Max Sauerlandt 1934, der nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 sein Amt als Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe verlor, zog sich Richard Haizmann aus der Großstadt Hamburg nach Nordfriesland in die innere Emigration zurück. Fanatiker hatten einen Teil seiner Werke und seine Werkstatt zerstört. Er suchte im Herbst 1934 in Niebüll in der Nachbarschaft von Emil Nolde, der in Seebüll sein Atelierhaus hatte, eine neue künstlerische Heimat. Genau wie dieser wurde auch er von den Nationalsozialisten bedrängt, erhielt ein Ausstellungsverbot, aber kein Malverbot wie sein Malerfreund. Seine Arbeiten wurden aus den Museen entfernt. Die abstrakte Brunnenskulptur „Wasserspeier“ auf dem Kinderspielplatz in der Humboldtstraße wurde 1937 entfernt, in der Ausstellung Entartete Kunst angeprangert und später eingeschmolzen. Dennoch hatte er in Dagebüll noch einmal eine kleine, aber erfolgreiche Verkaufsausstellung von Landschafts-Aquarellen „Unser Land“, die bereits am Eröffnungstag verkauft waren – kurz bevor die Ausstellung von der Kreisleitung geschlossen werden sollte. Als „entartet“ eingezogene Werke
Im Museum für Kunst und Gewerbe wurden 28 Graphiken und 10 Plastiken und in der Hamburger Kunsthalle 2 Plastiken Haizmanns beschlagnahmt. 15 kunstgewerbliche Arbeiten Haizmanns im Museum für Kunst und Gewerbe konnten dem Zugriff entzogen werden. Insgesamt wurden im „Dritten Reich“ 65 Arbeiten von Haizmann eingezogen. Davon wurden 4 Plastiken Haizmanns in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt, darunter der Wasserspeier, der auch im Ausstellungsführer abgebildet und als „Fabeltier“ hämisch kommentiert wurde.

Werk: Bevorzugte Motive seiner frühen Skulpturen waren Katzen, Pferde, Vögel und Elefanten. Das Werksverzeichnis des Frühwerks bis 1934, das von Erwin Heizmann erstellt wurde, umfasst (Stand 1988, Seite 109) „dreihundertundzehn Arbeiten auf Papier, fünf Ölgemälde, an bildhauerischen Werken einhundertundzwei, achtundsechzig Gebrauchskeramiken und fünfzehn Schmuckstücke“. Richard Haizmann kehrte 1950–1961 in die abstrakte Formenwelt seiner frühen Schaffensphase zurück, entdeckte aber für sich neue Techniken: die Monographie und den großformatigen Holzschnitt. Inhaltlich beleuchtete er die uralten heiligen Themen in vertiefter, überzeitlicher Sicht. So entstanden 11 Holzschnittzyklen wie „Menschen und Götter“, „Erzengel“ oder „Christus“. In Niebüll präsentiert das Richard-Haizmann-Museum im alten Rathaus eine Werkauswahl von Richard Haizmann, parallel werden Ausstellungen zur Kunst der klassischen Moderne wie der Gegenwart gezeigt. Ein Schwerpunkt liegt hierbei bei norddeutschen und skandinavischen Künstlern sowie konkreten und konstruktiven Positionen.

Ausstellungen:
Oktober bis 13. November 1955 im Städtischen Kunsthaus Bielefeld
März bis 15. April 1957 im Kunstverein Hamburg
Oktober bis 15. November 1970 im Kulturhistorischen Museum Bielefeld
2013: „verfemt, verfolgt – vergessen? Kunst und Künstler im Nationalsozialismus.“ Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider. Ephraim-Palais/Stadtmuseum Berlin

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