Hans Breinlinger
* 1888 in Konstanz bis † 1963
Biographie: Hans Breinlinger wurde am 8. Juli 1888 in Konstanz geboren. Er war ein deutscher Maler, Fotograf und Grafiker. 1903 bis 1905 absolvierte Breinlinger eine Lehre als Fotograf und Retuscheur. Bis 1908 arbeitete er als Fotograf in Nürnberg, Freiburg im Breisgau, Lausanne, Boulogne, Paris und Stuttgart. Er kehrte 1909 nach Konstanz zurück und nahm ab 1911 ein Studium an der Großherzoglichen-Badischen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe auf. Sein Malstil wurde dort von Wilhelm Trübner beeinflusst. Von März 1915 bis Ende 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Anfang der 1920er-Jahre lernte er die Schriftstellerin Alice Berend kennen, heiratete sie 1926 in London und zog mit ihr nach Berlin. Breinlinger fand durch seine Ehefrau, deren jüngere Schwester Charlotte Berend-Corinth und seinen Schwager Lovis Corinth Zugang zu der Berliner Gesellschaft. 1933 wurden die Bücher Alice Berends von den Nationalsozialisten auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt. Da sie als Jüdin verfolgt wurde, emigrierte sie 1935 nach Italien. Breinlinger und Berend ließen sich dann scheiden. Er verstarb am 10. Februar 1963 in Konstanz.
NS-Zeit: 1943 wurden Wohnung und Atelier in Berlin ausgebombt und Breinlinger kehrte nach Konstanz zurück. Seit 1948 war er als Konservator der Städtischen Wessenberg-Galerie in Konstanz tätig. 1947 wurde er Vorstandsmitglied und Ausstellungsleiter des Kunstvereins Konstanz und ab 1951 war er Vorstandsmitglied der Sezession Oberschwaben-Bodensee. 1937 wurden in der Nazi-Aktion “Entartete Kunst” Bilder Breinlingers beschlagnahmt und vernichtet. Am 23. November 1943 wurde sein Berliner Atelier durch Bomben zerstört, und er zog zurück nach Konstanz. Die meisten seiner bis dahin entstandenen Werke der Kirchenkunst wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Werk: Im Umkreis von Konstanz schuf Breinlinger über 80 Glasfenster und zahlreiche Kreuzwegstationen. Breinlingers Frühwerk, Landschaften, Porträts, Stillleben und Bilder mit religiösen Themen, ist geprägt von leuchtender Farbigkeit, gemalt mit breitem Pinsel, dem Spachtel oder den Fingern. Anfangs von seinem Lehrer Wilhelm Trübner beeinflusst, bildete sich bald ein Stil heraus, der seiner impulsiven Lebensfreude und dem Hang zu Mystik und „Urreligion“ entsprang (z. B. Der brennende Dornbusch, 1919). Nach seiner Rückkehr nach Konstanz kam er zur Künstlergruppe Breidablik. Er schuf ab 1922 die Fassade des Hauses Hussenstraße 18 in Konstanz vom ersten Obergeschoss bis zum dritten Obergeschoss, bis zum Dachbeginn, in expressionistischer Wirkung und im anthroposophischen Gedankengut. 1923 bis 1924 unternahm er Studienreisen nach Holland, Italien, Wien, Paris und London. 1924 kaufte die Stadt Konstanz sein Gemälde ’Mutter mit Kind, das 1937 als „entartet“ beschlagnahmt wurde und seither verschollen ist. Ende der 1920er Jahre, konfrontiert mit dem Kunstbetrieb in Berlin, wandeln sich Breinlingers Bilder: die Farben werden blasser, die Malweise wird feiner, die Flächen lösen sich in Punkte und Striche auf. Vorübergehend tritt die Landschaft zugunsten figürlicher Darstellung zurück. Die beiden Kunsthändler Justin Thannhauser und Alfred Flechtheim förderten ihn, und er nahm regelmäßig an der Juryfreien Kunstschau in Berlin teil.
Ab Anfang der 1930er Jahre erhielt er Aufträge für zahlreiche religiöse Monumentalwerke, die er als Mosaike, Glas- oder Wandmalerei ausführte. 1931 wurde er Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft katholischer Künstler in Berlin und zur Berliner Bauausstellung eingeladen, ein Wandgemälde zu fertigen. 1932 durfte er als Nichtmitglied an der Berliner Secession teilnehmen. Auf der Weltausstellung 1933 in Chicago war er mit zwei Kreuzwegstationen vertreten. Während der 30er Jahre entstanden zahlreiche Kirchenfenster, Kreuzwegstationen, Altarbilder und Orgeldekorationen in Berliner Kirchen und in Schlesien. In Breinlingers Spätwerk finden sich nahezu alle Stilmittel und Themen der vorangegangenen Schaffensphasen wieder. Hinzu kommen, vom Stillleben ausgehend, gegenstandslose Bilder.
Ausstellungen:
1919: Breitablik; Konstanz
1946: Pfälzische Sezession; Darmstadt, Ludwigshafen, Speyer
1947: Neue Gruppe; München
1948: Salon Peuser; Buenos Aires
1991: Südstadt Galerie; Westdeutsche Kunstmesse, Köln
2000: 7 Hügel – Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts; Martin-Gropius-Bau, Berlin, Mai–Oktober 2000
Nachkriegszeit: Konstanz, Schaffhausen, Freiburg, Zürich, Fontainebleau
1978: Hans Breinlinger zum Gedächtnis; Städtische Wessenberg-Galerie, Konstanz
1995: Signal Ausstellung; Signal-Haus, Dortmund
1996: Im Rhythmus des Pinsels; Villa Bosch, Radolfzell, 15. Mai bis 16. Juni 1996
1998: Religiöse Werke; Städtische Wessenberg-Galerie, Konstanz, 11. Oktober bis 22. November 1998
2008: Expression; Suzhou Museum, China, 10. September bis 10. Oktober 2008
2009: Bonsai meets Breinlinger; Bürgersaal am Stephansplatz, Konstanz, 25. Juli bis 2. August 2009
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